Medizintechnik im Test: Intuitive OP-Software und OP-Arbeitsplatz erzielen gute bis sehr gute Ergebnisse in umfassender Usability-Studie

Dienstag, 14. Januar 2020

Im Zuge der Digitalisierung werden bildgebende Systeme in modernen OP-Sälen immer zahlreicher und komplexer. Damit diese Systeme trotzdem optimal genutzt werden können, sollten Krankenhäuser die Schwierigkeiten ihrer Mitarbeiter bei der Verwendung unterschiedlicher Hilfsgeräte berücksichtigen. Denn wenn das OP-Personal mit der Bedienung von mehreren komplexen Systemen beschäftigt ist, wird es von seinen Primäraufgaben abgelenkt – dem eigentlichen Eingriff. Um diesen Problemen entgegenzuwirken müssen die jeweiligen Soft- und Hardware-Komponenten eine hohe Nutzerfreundlichkeit aufweisen. Daher hat die EIZO GmbH die intuitive Bedienung seiner Software Caliop zusammen mit seinen Surgical Panels aus dem CuratOR-Produktportfolio auf den Prüfstand gestellt: Die Usability-Studie läuft in Zusammenarbeit mit der Industrie-in-Klinik-Plattform M3i GmbH seit Anfang 2018 und wird bis Mitte 2020 mehrere Testläufe umfassen. Die zwei bisherigen Durchläufe erzielten bereits gute bis sehr gute Ergebnisse und führten bereits zu Anpassungen; eine nächste Session ist Ende 2019 geplant. Im Anschluss an die gesamte Studie werden die Erkenntnisse in einem Whitepaper zusammengefasst und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Zitat

„Durch ein besseres Verständnis dieser Probleme können wir unsere Produkte optimieren und so das Risiko einer falschen Bedienung minimieren.“

James Berge, Product Manager bei der EIZO GmbH

Eine schnelle und gute Übersicht aller relevanten Informationen während eines Eingriffs kann für den Operationserfolg entscheidend sein. Das Surgical Panel bietet dem OP-Personal eine zentrale Schnittstelle zu den internen Systemen des Krankenhauses wie KIS und PACS, und gemeinsam mit der Caliop-Software vereinfacht es das Videomanagement. Beide Elemente bilden damit ein Herzstück für die Interaktion mit den Krankenhaussystemen im Operationssaal. „Wir sind deswegen stets daran interessiert herauszufinden, welche Schwierigkeiten beim Handling unserer Hard- und Software im OP-Umfeld auftreten können“, berichtet James Berge, Product Manager bei der EIZO GmbH. „Durch ein besseres Verständnis dieser Probleme können wir unsere Produkte optimieren und so das Risiko einer falschen Bedienung minimieren.“ Daher begann EIZO Anfang 2018 mit den Vorbereitungen für eine Usability-Studie in enger Zusammenarbeit mit der Industrie-in-Klinik-Plattform M3i, die sich auf eine kundennahe Produktentwicklung spezialisiert hat. Während EIZO seine Software Caliop und die Surgical Panels für die Tests zur Verfügung stellte, kümmerte sich M3i um die agile Einbindung von Krankenpflegern sowie Chirurgen als Probanden. 

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Erste Versuchsgruppen liefern bereits sehr gute Ergebnisse

Seit 2018 sind im Rahmen dieses Projekts bereits zwei Versuchsreihen mit unterschiedlichen Probanden durchgeführt worden. Hierfür organisierte M3i den Zugang zu einem Spiegellabor mit zwei voll ausgestatten OP-Räumen am Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) des Klinikums der Universität München. Die Studienteilnehmer mussten in simulierten OP-Situationen eine Reihe von gängigen Arbeitsschritten durchführen – ohne vorherige Einweisung in die Nutzung der Hard- und Software. „In der Studie untersuchten wir den üblichen Workflow eines chirurgischen Eingriffs in allen Phasen: von Systemstart über die Patienten-Zuordnung und das Videomanagement bis hin zur Archivierung von aufgezeichneten Bildern, Videos und Berichten aus dem simulierten OP“, erläutert Berge. „Dabei wurden die Teilnehmer über Kameras aus zwei Winkeln beobachtet und wir zeichneten unter anderem die Bedienung der Caliop-Software über den integrierten Touchscreen im Surgical Panel auf. So ließen sich später sämtliche Handlungen der Probanden nachvollziehen.“ Im Fokus dieser Untersuchungen standen vor allen Dingen die Interaktionen der Teilnehmer mit den Videomanagement-Elementen und ob der medizinische Eingriff durch die Bedienung der Caliop-Software beeinflusst wurde.

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Im Anschluss wurden die Probanden zum Handling der Systeme befragt und um eine Bewertung auf einer Skala von 1 (einfache Bedienung) bis 5 (schwere Bedienung) nach der System Usability Scale (SUS) gebeten. Für den ersten Testlauf ergab dies eine sehr gute bis exzellente Nutzerfreundlichkeit. „Die technische Affinität innerhalb der ersten Testgruppe war überdurchschnittlich hoch, sodass diese Teilnehmer die Bedienung sehr schnell verstanden“, ergänzte Berge. „Daher legten wir für die zweite Testgruppe die Messlatte deutlich höher, indem wir gezielt OP-Personal mit geringem Vorwissen zu technischen Systemen auswählten. Dennoch erzielten unsere Produkte gute bis sehr gute Ergebnisse nach SUS.“ Bereits auf Grundlage dieser ersten Daten konnten einige nützliche Erkenntnisse über die intuitive Bedienung der Caliop-Software und den Surgical Panels gewonnen werden. So wurde beispielsweise das frühere Layout-Icon geändert, um eine Verwechslung mit anderen Funktionen zu vermeiden. Ebenso wurden zweideutige Begriffe wie „Löschen“ und „Entfernen“ klarer formuliert und durch Checkboxen ausgetauscht. Anhand des Feedbacks wurden unter anderem auch die Anzeige von Patientennamen für eine schnellere sowie sichere Zuordnung angepasst und die Auswahl der zu archivierende Aufzeichnungen einfacher gestaltet. „Zusätzlich zur agilen Produktentwicklung mit klinischen Experten ist durch diese Art der Zusammenarbeit die Gewinnung von Lead Usern von besonderer Bedeutung“, ergänzt James Berge. „Diese bieten nicht nur Feedback zur Bedienung der aktuellen Software, sondern auch nützliche Anregungen und Ideen für neue Funktionen und ein besseren Verständnis über die Herausforderungen der MTAs.“

Kontinuierliche Verbesserung von Software und Hardware

Weitere Durchgänge sind in den kommenden Monaten geplant, sodass die Daten voraussichtlich im zweiten Quartal 2020 ausgewertet werden. „Im Anschluss an die Studie werden wir diese Ergebnisse für alle CuratOR-Produkte nutzen“, resümiert Berge. „Die Erkenntnisse wollen wir auch im Rahmen eines Whitepapers vor der Berliner DMEA (Connecting Digital Health) im April nächsten Jahres veröffentlichen.“ Während das OP-Personal in der bisherigen Usability-Studie im Mittelpunkt stand, beabsichtigt EIZO seine Befragung auf IT-Administratoren in Krankenhäusern im nächsten Schritt auszuweiten. Dadurch wollen die Experten für medizinische Bildgebung einen noch höheren Nutzen ihrer Videomanagementsysteme in den immer mehr vernetzten OP-Alltag gewährleisten.

Caliop Keyvisual

Die Industrie-in-Klinik-Plattform M3i GmbH, aus München, hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Zugang zu klinischen Ressourcen für die Entwicklung medizintechnischer Produkte zu vereinfachen und zu beschleunigen. Rahmenverträge mit Kliniken ermöglichen die Einbindung von klinischem Personal, klinischer Experten, Räumlichkeiten wie Simulations-OPs, klinischen Studienzentren und klinischen Daten, welche sonst durch Barrieren wie Compliance, Datenschutz, Interessenskonflikte und weitere Regularien nur schwer zugänglich sind.

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